Felix und Clara (2005)
with financial support of the Fonds voor de Scheppende Toonkunst
first performance: April 20-2007, Pieterskerk, Utrecht
Kamerkoor Ad Parnassum
Nieuw Haags Strijkkwartet consisting of Lucia Siwy Capella/Ben Mathot –
violin, Frank Zielhorst – viola, David Faber – cello
conductor: Anthony Zielhorst
During the short life of Felix, the youngest son of Robert and Clara Schumann, the relationship with his mother had been very tense.
Felix (1854-1879) played the violin and wrote poetry. Clara (1819-1896) took the view that he lacked the talent and the character to fulfil his artistic aspirations.
In partly ruthless, partly loving, caring letters she confronted him with her opinion.
The composition consists of 10 parts and no breaks. Both protagonists have the floor in turns. Felix with a number of unpublished poems (family friend Brahms has set a few of them to music) and Clara with fragments from her letters to felix and others, spoken by a solo singer from the choir.
words:
FELIX – I
Wo soll’s nun wieder hinaus, mein Herz?
Soll’s über’s Meer, soll’s himmelwärts?
Weisst nicht, wohin? – Fast scheint es mir
Der alte Ruf: Zu ihr! Zu ihr!
CLARA – I
Nächsten Monat kommt Felix, mit dessen harten Kopf ich schlimme Tänze hatte. Es ist so schwer für eine Mutter, Söhnen gegenüber die nötige Konsequenz zu behaupten, besonders, wenn sie in vielem gescheiter sind als die Mutter selbst.
FELIX – II
Im faulen Pelz in lauer Nacht,
da hab’ ich manchen Tag verbracht,
da hab’ ich manches Glas geleert,
und manchen Batzen froh verzehrt,
da hab’ ich bei der Fidel Klang
gesungen manchen frohen Sang,
da hab’ mit Schelmerei und List
ich oft der Schenkin Mund geküsst.
Im faulen Pelz in lauer Nacht,
da hab’ ich manches Lied erdacht,
da hab’ ich mit dem Gerstensaft
erneut die schlaffe Dichterkraft,
gesogen neue Lebenslust.
CLARA – II
Wirst Du nicht einmal ein eminenter Geiger, so kannst Du sonst noch so tüchtig sein, Du wirst als Sohn Robert Schumanns eine kümmerliche Rolle spielen. Du kannst, wie gesagt, Deinem Namen nur gerecht werden, wenn Du ein ganz bedeutendes Genie als Musiker entwickelst und mit diesem enorm fleissig studierst.
FELIX – III
Vom Ruhm meines Vaters zehren
Steht mir nicht an;
Nicht nur als Sohn soll man mich ehren,
Selbst ist der Mann.
———–
Vor dein Grab, o Vater, tret’ ich sinnend,
hänge um den Stein den Kranz aus Lorbeer,
Liebe und Verehrung half ihn flechten
Dir, dem nie Geschauten, der mich zeugte.
Hebt mich auf, ihr reinen Lichtgestalten!
In dem Äther möcht’ ich mit euch wohnen!
Doch wo seid Ihr? In die Luft zerflossen?
Während ich noch an dem Grabe stehe?
CLARA – III
Wir ruhen auf Dir meine schönsten Hoffnungen, gewiss wirst Du mal ein tüchtiger Mensch, wenn Du gegen die Fehler ankämpfst, die Dir die Pflichterfüllung erschweren, das ist vor allen die Halsstarrigkeit. Der Mensch besiegt manches, wenn er will, und Du willst doch gewiss, schon aus Liebe zu mir!
FELIX – IV
Nur einmal noch möcht’ ich beim Hahnenkrähen
Vom Lager mich erheben hochgemutet,
Und von der Berge frischbeschneiten Höhen
die Welt begrüssen, die im Zwielicht flutet.
Noch einmal möcht’ ich wie in alten Tagen
die Geige streichen im Quadriegelbunde,
Und trunken mit den alten Brettern schlagen,
davon die kranke Seele mir gesunde.
Und dann noch einmal mit Olympierarmen
Sie an den Busen siegreich wieder pressen.
—————
Nicht lange mehr dauert’s –
Mich friert und schauert’s –
Dann schneidet die stumme,
Geschäftige, krumme
Alte den Faden entzwei.
CLARA – IV
Ach, alle fehlt Ihr mir ja, wenn Ihr nicht da seid. Ihr seid ja mein höchstes Glück auf Erden und nur für Euch lebe ich ja gern und möchte noch so lange leben, bis ich Euch zu tüchtigen und glücklichen Menschen geworden sähe.
FELIX – V
Wo soll’s nun wieder hinaus, mein Herz?
Soll’s Über’s Meer, soll’s himmelwärts?
Weisst nicht, wohin? – Fast scheint es mir
Der alte Ruf: Zu ihr! Zu ihr!
CLARA – V
Felix hatte eben Talent zu vielem, in keiner Sache aber ausserordentliche Begabung.
Felix Schumann (1854 – 1879)
Clara Schuman – Wieck (1819 – 1896)